Die Einführung durch Orchester-Direktor Martin Weller kommt bei Besuchern gut an.
Helmstedter Nachrichten vom 24.09.2019
Witwe im Wahn – unter diesem prägnanten Titel eröffnete Martin Weller die Reihe der Juleum-Konzerte. Dabei war der Braunschweiger Orchesterdirektor im Dienst des Kulturvereins Helmstedt aktiv, indem er für das eigentliche Hauptereignis, das Konzert, Zuschauern eine Erläuterung zum nachfolgenden Programm gab. Ein Novum in der über 40-jährigen Geschichte dieses Veranstaltungsformats.
Die eingangs erwähnte Witwe bezieht sich auf Alma Mahler. Ihr Mann, der berühmte Komponist Gustav Mahler, untersagte ihr trotz vorhandener Begabung das Komponieren – ein Komponist in der Familie sei genug. Sie rächte sich gleichsam, indem sie Verhältnisse mit mehreren herausragenden Künstlern der verschiedenen Kunstgattungen einging.
Gleichwohl haben einige ihrer Werke überlebt, zum Beispiel fünf Lieder, die im Mittelteil des Konzertes von Isabel Stüber Malagamba engagiert vorgetragen wurden. Sie hatten es allerdings nicht leicht, neben zwei Meisterwerken zu bestehen. Zunächst die „Mondschein“-Sonate von Ludwig van Beethoven, mit feinem kammermusikalischen Gespür interpretiert von dem renommierten Pianisten Hinrich Alpers. Der Solist war der meistbeschäftigte Künstler des Abends, war er doch an allen drei Werken des Konzertes beteiligt. Er meisterte die Aufgaben jedoch souverän.
Nach der Pause interpretierte Hinrich Alpers dann zusammen mit den führenden Mitgliedern des Staatsorchesters Braunschweig Felix Gutgesell, Daniel Jerzewski, Karl Huros und Christian Horn das wunderbare Forellenquintett von Franz Schubert, das seinen Namen vom vierten Satz erhalten hat. In dem Lied von der armen Forelle, die dem tückischen Angler zum Opfer fällt, in fünf Variationen allen Beteiligten die Chance gegeben, sich auch solistisch zu profilieren, was an diesem Abend allen Künstlern sehr gut gelang.
Es ist wohl das einzige Kammermusikwerk, das auch dem Kontrabass, der hier die zweite Geige ersetzt, eine solistische Rolle gestattet, weswegen es bei den Kontrabassisten so beliebt ist.
Es war insgesamt ein wunderschöner Abend, für den man dem neuen Vorstand des Kulturvereins unter Leitung von Lorenz Flatt sehr danken muss. Er kündigte neben den Einführungen weitere Ideen an, auf deren Umsetzung man gespannt sein darf. Die enge Zusammenarbeit mit dem Staatsorchester Braunschweig erscheint jedenfalls als eine äußerst sinnvolle Neuerung.
Das nächste Konzert findet am Freitag, 18. Oktober, statt. Auf dem Programm ab 20 Uhr stehen Mozarts Klavierkonzert C-Dur (KV 415), Griegs Peer-Gynt Suite sowie ein Konzert für Klavier und Orchester („a piacere“) des zeitgenössischen Komponisten Helmut Schmidinger. Es spielen die Schlesischen Kammersolisten unter Leitung von Christoph Soldan (auch am Klavier). Der Dirigent und Pianist stellt sich bei der Konzerteinführung zuvor den Fragen Martin Wellers. Konzertkarten (34 Euro) gibt es in den bekannten Verkaufsstellen.