Konzertfoto 05.06.2022: Lorenz Flatt
KATHARINA GÖRES, Sopran
MICHAEL PFLUMM, Tenor
STAATSORCHESTER BRAUNSCHWEIG
CHRISTINE STRUBEL, Musikalische Leitung
MARTIN WELLER, Moderation
Der „Walzerkönig“ Johann Strauß Sohn, der diesen Beinamen gewissermaßen von
seinem Vater, dem Komponisten des „Radetzky-Marsches“ geerbt hat, wird häufig auf seine Rolle als Unterhaltungskünstler des aufstrebenden Wiener Bürgertums im 19. Jahrhundert reduziert und
entsprechend eingeordnet. Zu Unrecht! Denn er war ein Sympathisant der Revolutionäre des Jahres 1848 und ist also in dieser Hinsicht mit Richard Wagner vergleichbar, der 1849 in Dresden auf die
Barrikaden ging.
Strauß schrieb zur medialen Unterstützung der Aufständischen den Walzer „Freiheitslieder“ und einen „Revolutions-Marsch“. Außerdem die Scherzpolka „Liguorianer-Seufzer“, die musikalisch die
nächtlichen Ruhestörungen der Studenten vor den Häusern prominenter Anhänger von Metternichs Machtsystem karikiert und damit gutheißt. Beispielsweise verließen die Mitglieder des systemstützenden
Liguorianer-Ordens in der Folge tatsächlich Wien.
Der Hof Kaiser Franz-Joseph I. nahm dem Komponisten seine politische Positionierung übel und Strauß fiel trotz seiner Popularität in Ungnade. Die Nachfolge seines Vaters in der Funktion des „K.k.
Hofball-Musikdirektors“ wurde ihn deshalb verwehrt, das entsprechende Verdikt erst 1863 aufgehoben. Das Programm der Helmstedter Neujahrskonzerte 2023 in der Reihe GRENZENLOS KLASSIK bietet neben
Walzern und Polkas von Komponisten der Strauß-Dynastie eine Reihe von Arien aus Wiener Operetten und Wiener-Lieder wie „Ich bin a stiller Zecher“ und „Wenn der Herrgott net will“.